Gerätegestützte Physiotherapie und Hilfsmittel

In unserem Körper werden grundsätzlich zwei große Gruppen von Muskulatur unterschieden. Zum einen die tiefe lokale Muskulatur, die vor allem stabilisierend arbeitet. Zum anderen die oberflächliche, sogenannte globale Muskulatur, die für die Bewegung zuständig ist.

Schmerz hemmt den Prozess der Aktivierung von lokaler Muskulatur, dadurch reagiert diese verzögert. Die lokale Muskulatur muss jedoch Millisekunden vor der Bewegung aktiv sein (feed forward), damit die Gelenke gut verankert und stabil sind. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den Ablauf von ökonomisch, kontrollierter Bewegung.

Um die tiefer liegenden lokalen Muskelstrukturen, genauer zu untersuchen und aktivieren zu können, nutzen wir Biofeedback wie z.B. Palpation (Ertasten von Strukturen), Druckmanschetten, Ableitung der Muskelaktivität durch Elektromyografie (EMG) – nach Indikation vaginal, anal oder äußerlich – sowie Laserpointer und ab dem Jahr 2021 ‘Real-time Ultrasound’.

Feedback versorgt die PatientInnen mit Informationen über Erfolg oder Misserfolg von geleisteten Funktionen. Es ist ein wirksames Rückmeldungsprinzip, dass die neuromuskulären Lernprozesse erleichtern kann.

Aus Studien ist zu entnehmen, dass es 6-8 Wochen repetitive Anbahnung benötigt, bis die Ansteuerung der lokalen Muskulatur im richtigen Timing re-automatisiert ist. Dies erfordert ein gewisses Maß an Motivation die Übungen in der autonomen Phase konsequent durchzuführen – Biofeedback kann hierbei positiv auf die Compliance wirken.
Und die gute Nachricht ist: Nach 6-8 Wochen haben Sie es im Regelfall geschafft und es ist eine Automatisierung der Bewegungsabläufe eingetreten!

Hanna über
die Therapie:

Für „unsichtbare“ Körperbereiche wie z.B. dem Beckenboden, der tiefen Bauchmuskulatur und kleinen Rückenmuskulatur wirkt Biofeedback wie ein sechster Sinn, der uns bislang Verborgenes leichter wahrnehmen lässt. Die Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass auch PatientInnen mit starkem, trainierten Beckenboden und Bauchmuskeln, Dysfunktionen wie z. B. Harninkontinenz entwickeln können. Die Ursache ist hierbei oftmals vielmehr eine Frage der Muskelkontrolle im System, denn ein Kraftdefizit der Muskulatur – dies legen auch Erkenntnisse der aktuellen Forschungsgrundlage dar. Die feine qualitätsverbessernde Arbeit an der Koordination mit z.B. Biofeedback lohnt sich.
Because, what’s power without control?

Ein herkömmliches Krafttraining der großen Rückenstrecker kann bei Schmerzen der Wirbelsäule zwar kurzfristige Erfolge bringen, die Wahrscheinlichkeit einer wiederkehrenden Symptomatik ist jedoch sehr hoch. Um Rezidive effektiv zu verhindern, ist selektives „Training“ der lokalen Muskulatur unerlässlich, da sie sich nicht von alleine rehabilitiert.

Überraschend ist für die PatientInnen, wenn vormals schmerzhafte Bewegungen plötzlich unter Aktivierung der lokalen Muskulatur ohne Schmerzen möglich werden –> Muskelkontrolle = Schmerzkontrolle.

Thomas über
die Therapie:

Anwendungen

Indikation:

  • Rezidivierende (wiederkehrende) akute Wirbelsäulenschmerzen
  • Chronische Wirbelsäulenprobleme
  • Funktionelle Instabilität der Wirbelsäule, Beckenring
  • Beschwerden in Schulter-, Knie- und Hüftgelenken
  • Schleudertrauma
  • Inkontinenz
  • Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen

Biofeedback &
Elektrotherapie
für Frauen

Die MAPLe-Sonde unterstützt die gezielte und wirksame Behandlung von Beckenbodendysfunktionen anhand von 24 Messpunkten, die den Beckenboden punktgenau darstellen. Die Sonde ist dadurch das erste System, welches die Aktivität einzelner Muskeln von differierenden Seiten und in verschiedenen Tiefen des Beckenbodens präzise darstellt. Mit dieser Technologie ergeben sich neue Erkenntnisse sowie Diagnosemöglichkeiten und wirkungsvolle Behandlungschancen. MAPLe wurde erfolgreich in klinischen Studien getestet (Universität Leiden, Niederlande) und die Eignung wissenschaftlich belegt.

Dieses gezielte Biofeedback der jeweiligen Muskeln fördert die physiotherapeutische Arbeit durch eine klare Erkenntnis, in welchen Muskeln die Ursache liegt. Insbesondere die lokale Elektrostimulation setzt genau an der problematischen Stelle an, und tonisiert, detonisiert sowie behandelt diese.

Eine symmetrische Beckenbodenaktivität ist unter anderem für die Kontinenz grundlegend. Mit der MAPLe Sonde ist es erstmals einerseits möglich zu befunden und andererseits eine Intervention, die der Förderung der Symmetrie dient, zu setzen. Im Anschluss an eine Behandlung kann die Wirksamkeit unmittelbar mit einem Wiederbefund überprüft werden.

Anwendung/Indikation:

  • Beckenbodenunterfunktion oder -überfunktion,
  • Schmerzen sowie Koordinationsprobleme im Beckenboden
  • OAB (Überaktive Blase)
  • Spinkterprobleme
  • Stressinkontinenz
  • Dranginkontinenz
  • Stuhlinkontinenz
  • Steißbeinschmerzen
  • Prolaps-Schmerz im und rund um das Becken